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Im neuen Leben angekommen

Zum Welttag der Menschen mit Behinderung (3.12.): Seit einem Badeunfall sitzt Gereon Raddatz im Rollstuhl. Mit einer Umschulung stellte er sich den Herausforderungen des Alltags.

Kalendereintrag
Foto: Gereon Raddatz

Eigentlich schien der Weg von Gereon Raddatz vorgezeichnet: Anfang 20, voll im Leben und fast fertig mit der Ausbildung zu seinem Traumberuf Heilerziehungspfleger. Ein Badeunfall im Rhein machte das zunichte. Plötzlich war er von der Brust abwärts gelähmt. Statt Abschlussprüfung hieß es  Klinik und danach Reha.

Rund 7,6 Millionen Menschen mit Behinderung leben in Deutschland. Laut Statistischem Bundesamt kommt die Mehrheit durch Unfall oder Krankheit in diese Situation. Auf die Herausforderungen, denen sie begegnen, macht der Welttag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember aufmerksam. Gereon Raddatz musste sich nach der Klinik mit den Barrieren des Arbeitslebens auseinandersetzen. „Ich wollte auf jeden Fall weiter in einem sozialen Beruf arbeiten und habe eine Umschulung beantragt. Als Ergebnis wurde mir eine kaufmännische Ausbildung vorgeschlagen – etwas anderes sei nicht machbar.“

Andere hätten sich damit abgefunden, nicht so der junge Mann aus Emmendingen bei Freiburg. Die Alternative entdeckte er im SRH Berufsförderungswerk Heidelberg (BFW). Das Unternehmen bietet 35 Ausbildungen, um nach Unfall oder Krankheit wieder arbeiten zu können, darunter den Kaufmann im Gesundheitswesen. Immerhin ein Bezug zu Gereon Raddatz‘ ursprünglichem Beruf, auch wenn ihn das Kaufmännische zunächst abgeschreckt hat. „Trotzdem habe ich den Ehrgeiz entwickelt, mir das nötige Wissen anzueignen. Am Ende hat mir sogar Buchhaltung Spaß gemacht“, schmunzelt er.

Die Hilfe im Alltag übernahm der Pflegedienst des BFW. Weil der Rollstuhlfahrer durch den hohen Querschnitt seine Finger kaum noch bewegen kann, schrieb ein Assistent im Unterricht mit. Gar nicht so einfach, wenn der Stoff völlig fremd ist. „Ein funktionierendes System für die Mitschriften zu entwickeln, hat mehrere Monate gedauert. Entsprechend viel musste ich im Kopf behalten und zu Hause nacharbeiten.“

Genauso zielstrebig kam Gereon Raddatz zu einem Job: Als der Pflegedienst der SRH einen Mitarbeiter für die Abrechnung suchte, sah er seine Chance. Heute hilft er Patienten im Dialog mit Krankenkassen und Sozialämtern. „Unversehens bin ich da, wo ich immer sein wollte: Nah am Menschen. Als Berater kann ich meine Erfahrung mit Pflege und Behinderung einbringen.“

Trotzdem bleibt im Alltag die eine oder andere Schwierigkeit: Nicht immer, wenn der Rollstuhlfahrer Bus und Bahn nutzen will, kann er das auch, denn manche Fahrzeuge sind nicht barrierefrei. Aber wer dem heute 32-Jährigen zuhört, merkt: Insgesamt blickt er zufrieden auf das, was er erreicht hat. Diese Möglichkeit wünscht Gereon Raddatz zum Welttag allen Menschen mit Behinderung.