So arbeitet die APQ - Kaufmännische Fachkraft

APQ Frau steht an Whiteboard und erklärt etwas den anderen Mitarbeitenden

Mit der Anpassungsqualifizierung direkt Praxiserfahrung sammeln.Endlich wieder arbeiten!

Die „Anpassungsqualifizierung“ am SRH Berufsförderungswerk Heidelberg bildet Erwachsene für einen kaufmännischen Beruf weiter. Das Besondere: Statt in den Seminarraum geht es direkt in die Firma.

„Ich gehe jeden Tag unglaublich gern zur Arbeit!“ Dieser Satz ist für Corinna Weiß nicht selbstverständlich. Zu lange hatte sie sich als Expertin für Qualitätssicherung im Sondermaschinenbau aufgerieben. Bis die Gesundheit gelitten hat. Heute freut sie sich, sobald sie die Räume der Orgafix GmbH und Co. KG AG betritt. Mal arbeitet sie im Vertrieb, mal im Qualitätsmanagement – Corinna Weiß mag die Vielfalt ihrer kaufmännischen Aufgaben. Und das, obwohl sie dafür gar kein Geld bekommt.

Denn die Orgafix ist Teil der kaufmännischen Anpassungsqualifizierung (APQ) an der SRH Berufliche Rehabilitation in Heidelberg. Das Unternehmen hilft Menschen nach Unfall oder Krankheit dabei, beruflich wieder Fuß zu fassen. Die APQ macht in 11 Monaten fit für eine kaufmännische Tätigkeit. Die Kosten werden etwa von der Deutschen Rentenversicherung oder der Agentur für Arbeit übernommen.

Lehrkraft René Fleischer ist Geschäftsführer der „Orgafix“. Corinna Weiß und die anderen im Team sind entsprechend keine Teilnehmer, sondern Mitarbeiter. Das Ziel: Über Arbeitsaufträge sich weiterzubilden und so den neuen Job zu finden. Daran arbeiten in der „Orgafix“ alle gemeinsam.

Der erste Griff von Corinna Weiß geht deshalb jeden Morgen zu einem Emotionsball. Jeder Ball hat ein Gesicht, das Freude, Langweile oder auch Wut zeigt. „Je mehr ich meinen Umgang mit mir selbst und mit anderen reflektiere, umso besser kann ich mit ihnen zusammenarbeiten“, erklärt sie. „Indem ich mir den passenden Ball aussuche, frage ich mich als erstes: Wie geht’s mir heute?“

„Entscheidet sich jemand für den knallroten Wutball, wissen alle: Seine psychische Widerstandskraft ist heute nicht so stark, entsprechend werden zusätzliche Belastungen reduziert“, ergänzt Geschäftsführer René Fleischer. Der Verantwortliche für Büromanagement verteilt dann die Aufgaben.

Jeder Mitarbeiter ist für eine Abteilung zuständig, vom Personal-  über das Raum- bis zum Qualitätsmanagement. Damit jeder alles kennenlernt, wechseln die Aufgaben wöchentlich. Wer genug Erfahrung hat, kann zur Abteilungs- oder Bereichsleitung aufsteigen. Die Arbeit in der Orgafix ist vielfältig: Von der Organisation und Kalkulation von Events über Firmenprojekte bis hin zur Vermietung der eigenen Besprechungsräume. Für alle Aufgaben sind Workflows, Verfahrens- und Arbeitsanweisungen hinterlegt, gestützt durch ein „firmeneigenes“ Qualitätsmanagementsystem.

Die Teilnehmer sammeln dadurch viel kaufmännische Erfahrung und können schon während der APQ bei anderen Unternehmen damit punkten. So haben die Mitarbeiter ein Physiotherapie-Angebot während des bekannten SRH DämmerMarathons organisiert, oder ein Konzept für eine nachhaltige Außenanlage auf dem Firmengelände entwickelt. Immer mit offiziellem Zertifikat, für die Bewerbung.

Gegen Ende der APQ geht es für acht Wochen ins Praktikum, das hier „Arbeitnehmerüberlassung“ heißt. „Durch unsere Erfahrung können wir voll eingebunden werden. So konnte ich in der Verwaltung eines Seniorenheims bereits einen Pandemieplan mit erstellen und umsetzen sowie eine Kollegin vertreten“, sagt Corinna Weiß. „Mir haben meine Kenntnisse in der Dateneingabe enorm geholfen, direkt Aufgaben zu übernehmen“, ergänzt Kollegin Isabell Fritzenschaft.

Fortbildung in Form von Workshops und Seminaren gibt es in der Orgafix auch. Vieles, wie Kenntnisse in MS Office oder kaufmännische Grundlagen erarbeiten sich die Mitarbeiter in diesen Workshops selbst. „Hier liegt genauso der Schwerpunkt auf praktischen Aufgaben, nur etwa 20 Prozent sind Theorie“, erklärt Corinna Weiß. Doch nicht allein wegen der Inhalte fühlt sie sich so gut vorbereitet auf den Beruf. „Ich achte mehr auf mich. Ich weiß jetzt, was ich brauche, um gesund arbeiten zu können. Und was ich gut kann.“