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Metall biegen wie ein Superheld

Autoteile, Rahmen oder Halterungen für den Kleiderschrank: Viele Gegenstände im Alltag haben als flaches Stück Metall angefangen. Wie sie entstehen, haben angehende Technische Produktdesigner der SRH Berufliche Rehabilitation ausprobiert.

Kalendereintrag
Foto: Ein Teilnehmer hält das zum Rechteck gebogene Metall in die Kamera

Mit letzter Kraft packt der gefangene Held die Gitterstäbe seines Gefängnisses und biegt sie auseinander: Das funktioniert nur im Film. Und doch lässt sich Metall durch Kraft in Form bringen. Ob es dafür Superkräfte braucht, haben angehende Technische Produktdesigner an der SRH Berufliche Rehabilitation ausprobiert.

Normalerweise konstruieren Technische Produktdesigner am Computer Pläne für Bauteile oder ganze Maschinen. Die Teilnehmenden lernen diesen Beruf, weil sie ihren bisherigen nicht mehr ausüben können. Zur Ausbildung gehören Praxisprojekte: Aus eignen Entwürfen schaffen sie in der historischen Werkstatt des SRH-Technologiezentrums selbst dreidimensionale Gebilde.  

Damit aus einem flachen Stück Metall ein Kerzenständer, ein Aschenbecher oder eine Geldklammer wird, müssen sie sich die Arbeitsschritte genau überlegen, bevor sie das Metall in die Biegemaschine legen. Denn beim Blechbiegen gibt es kein Zurück, falls etwas schiefläuft.

Statt direkt zu werkeln, wird deshalb erstmal gerechnet. „Beim Biegen verformt sich jedes Metall leicht. Je nach Beschaffenheit verlängert sich eine Seite um einige Millimeter. Dies muss ich berechnen und abziehen, dann weiß ich, wo ich die Biegung ansetzen muss“, erklärt Lehrkraft Jörg Heuschkel.

Schon bei der ersten Probe rauchen den Teilnehmenden die Köpfe. Doch die eigentliche Arbeit kommt noch. Vor dem Biegen muss das Metall in seine richtige Ausgangsform gebracht werden. Der Aschenbecher, der mal wie eine Krone aussehen soll, hat flach etwas von einem eckigen Wurfstern. Dafür muss aber von der Metallplatte erst einiges weggesägt und geschmirgelt werden.

Je nach Beschaffenheit des Materials ist das gar nicht so einfach. „Sie müssen die Säge locker gleiten lassen. Gehen Sie etwas in die Knie, sägen Sie mit dem ganzen Körper“, rät Jörg Heuschkel. Trotzdem ist zwischendurch der eine oder andere Fluch zu hören.

„Es ist etwas völlig anderes, ob ich etwas am Computer entwerfe oder direkt selbst bearbeite. Je besser ich weiß, was mit dem Material möglich ist, umso realistischere Entwürfe kann ich kreieren“, sagt eine Teilnehmerin begeistert. Sie möchte eine Geldklammer herstellen. Doch nur einen Metallstreifen in Form zu biegen, reicht nicht. Damit die Optik stimmt, muss das Metall gefeilt und geschliffen werden, bis es glänzt. Jörg Heuschkel berät, schleift selbst nach oder zeigt, wie man die Feile ansetzen muss, damit das Metall an den Rändern schön glatt wird.

Anderes ist noch schwieriger. „Das ist eigentlich unmöglich, das zu biegen“, sagt die Lehrkraft zur Idee eines Teilnehmers. Aus einem breiten Band soll an einem Stück eine rechteckige Box für Stifte werden. Doch wie biegt man das Blech in der Maschine zum Rechteck, ohne dass sich dabei die Seiten ins Gehege kommen? Mit viel Geduld, einigen Hilfsmitteln und immer wieder nachjustieren an der Biegemaschine entsteht schließlich tatsächlich eine fast perfekte Form. „Das spanne ich in eine Halterung aus Holz, schon habe ich meinen Stiftbehälter“, sagt der Teilnehmer stolz.

Nach stundenlanger, intensiver Arbeit steht die Erkenntnis, dass manches auf dem Papier einfacher aussieht und noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Aber auch, dass sich mit Durchhaltevermögen und etwas Kraft vieles erreichen lässt – fast wie im Film.